Satzung - "Das unsichtbare Visier online"

Was ist ein(e): "Forschungsgruppe und Fanclub zur Fernsehserie - Das unsichtbare Visier"?
Oder welchen Sinn oder welche Aufgabe hat die kurz „DuV-Fanclub“ genannte Interessengemeinschaft?

Vorwort

Einige Reaktionen kann man sich schon im Vorfeld ausmalen:
Im Zuge der allgemeinen DDR-Nostalgie werde jetzt auch noch mit einem eigenen Fanclub die Stasi-Serie "Das unsichtbare Visier" glorifiziert, ein Propagandastreifen erhalte ungebührliche Aufwertung, der auf vielen Medien bereitwillig gekochte "Kessel DDR" würde um einen Stasi-Waschgang erweitert.

Um es gleich vorweg zu nehmen:

Wir haben mit unserer Tätigkeit kein ideologisches Sendungsbewusstsein, wohl aber ist uns klar, dass wir uns mit unseren Aktivitäten um das "Visier" nicht in einem politisch luftleeren Raum befinden.

Daher unsere klare Position: Gegenstand des "unsichtbaren Visiers" ist jener Teil der Arbeit eines Geheim- bzw. Nachrichtendienstes, der sich mit der Aufklärungsarbeit im Ausland befasst. Diese Spionagetätigkeit, die in der DDR "Kampf an der unsichtbaren Front" hieß, wurde und wird von faktisch allen Staaten systemübergreifend und gemäß der jeweils herrschenden Sicherheitsdoktrin praktiziert - wie man weiß, geschah dies in der DDR durch die Hauptverwaltung Aufklärung des Markus Wolf besonders erfolgreich. Wir verteidigen mit unserer Arbeit nicht die überzogene Sicherheitspolitik des MfS im Inneren der DDR mit den bekannten Auswüchsen und Konsequenzen für einzelne Bürgerinnen und Bürger.
Diese Seite war im übrigen auch nie Gegenstand der Serie.

Wenn aber eine TV-Reihe in überzeugender Weise Einblicke in die Arbeit eines "Kundschafters an der unsichtbaren Front" geben will, konnte sie natürlich in der DDR das übergeordnete, zuständige und für alle Sicherheitsbelange maßgebliche Ministerium nicht ausklammern. Zumal das MfS natürlich selbst in Konzept und Gestaltung der Serie eingegriffen hat und bewusst mit der Hauptgestalt einen Sympathieträger der DDR-Aufklärungsarbeit schaffen wollte. Die Filmmuster wurden "dem Staatssicherheitsdienst vorgeführt, auch Herrn Mielke persönlich, und der war begeistert: "Endlich haben wir eine Figur, wie wir sie immer wünschen", soll er gesagt haben, "eine, die nicht so nach Partei riecht." 1 Aufträge für ausgesprochene Propagandaserien führten und führen in der Filmgeschichte oftmals zu minderwertigen Produkten und Flops, die vom Zuschauer erst gar nicht angenommen wurden. Anders verhält es sich beim "Visier". Diese Reihe wurde, so Armin Mueller-Stahl, "die erfolgreichste DDR-Serie überhaupt". 2

Diese Einschätzung Mueller-Stahls trifft auf jeden Fall auf den Bereich der politischen und historischen Abenteuerstoffe zu; selbstverständlich gibt es im Bereich der DDR-Familienserien ebenfalls große Erfolgsserien, erinnert sei an "Zur See" oder "Aber Vati". Gerade die Familienserien erfreuen sich ja auch ständiger Wiederholungen, von der nach wie vor auf allen Kanälen gegenwärtigen Krimireihe "Polizeiruf 110" ganz zu schweigen. In diesem Zusammenhang erklärte der ehemalige Fernsehdirektor des MDR, Henning Röhl, im Jahr 2001 in einem Interview auf die Frage "Könnte man die Kundschafterserie 'Das unsichtbare Visier' schon wieder zeigen?" wörtlich: "Dazu kriegen wir ständig Anfragen, aber da muss noch etwas Zeit vergehen. Ist ja eine gut gemachte Serie, wenn auch mit propagandistischem Hintergrund. Aber Demokraten müssen das aushalten." 3

ORB und SFB/B1 scheinen da dem Einschätzungsvermögen ihrer Zuschauer mehr Vertrauen entgegengebracht zu haben und strahlten zumindest die Staffel um die Hauptfigur Bredebusch/Detjen in den Jahren 2002-2003 aus. Der DuV-Fanclub ist der Meinung, dass wir heute in der allgemeinen politischen und der Ost-West-Debatte durchaus an einem Punkt angelangt sind, an dem in demokratischer Überzeugung Fernsehverantwortliche und Zuschauer die Wiederausstrahlung dieser Serie - um mit Röhl zu sprechen - "aushalten" und dabei in souveräner Weise zwischen anerkennenswerter Programmleistung und propagandistischen Intentionen zu unterscheiden vermögen. Uns geht es aber nicht nur um das Bemühen um Wiederholungstermine für die "Visier"-Serie.

Wir wollen vor allem

Dabei wird uns immer wieder bewusst, dass gerade das Genre des politisch-historischen Abenteuerfilms bisher kaum größere Reflexionen in der populären wie auch filmwissenschaftlichen Literatur und Aufarbeitung gefunden hat, zudem auch schon zu DDR-Zeiten ein stiefmütterlich und abschätzig behandeltes Kind der Filmkritik war. Dabei kann gerade das DDR-Fernsehen in dieser Hinsicht auf eine beachtliche Traditionslinie verweisen:

Angefangen vom Mehrteiler "Das grüne Ungeheuer", über Filme von Harry Thürk über Asien und Wolfgang Schreyer über Mittel- und Südamerika, weiter mit "Schatten über Notre Dame", "Über ganz Spanien wolkenloser Himmel", "Das Licht der schwarzen Kerze" bis zum "Archiv des Todes" und "Front ohne Gnade". In den 60er Jahren gab es bereits eine Kundschafterreihe in der Inszenierung von Rudi Kurz mit Filmen wie "Der Mann aus Kanada", "Treffpunkt Genf" und "Projekt Aqua". Was machte aber gerade das "Visier" so erfolgreich, wie kam es zu diesem Massenerfolg ("Straßenfeger"), warum ist gerade diese Serie Gegenstand unserer Bemühungen? Das Geheimnis ist wohl, dass beim "unsichtbaren Visier" ausnahmslos alle Gewerke, die über Erfolg bzw. Misserfolg eines Stoffes entscheiden, Spitzenqualität geleistet haben, die dann in der Summe zu einem umfassenden Filmwerk mit lang anhaltender Popularität führte. Diese Erfolgfaktoren sind im einzelnen:

Fazit - Alles in allem: Auch nach 30 Jahren wird die Serie "Das unsichtbare Visier" niemals in einem Filmarchiv oder in der "Versenkung" verschwinden, sondern ungebrochen populär und eine Legende bleiben!

Quellen:

  1. zitiert in: Michel, Gabriele: Armin Mueller-Stahl. Die Biographie, List-Verlag, München, 2000
  2. Interview mit Armin Mueller-Stahl. In: Armin Mueller-Stahl. Seine Filme – sein Leben, Heyne- Verlag, München 1992
  3. Abschiedsgespräch mit Henning Röhl. In: Leipziger Volkszeitung, Leipzig, 22. Juni 2001
  4. Interview aus der NBI Dez. 1973

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